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Vernetzte Sicherheitsassistenten in der Intralogistik

Gefahren kommen sehen
Sicherheitsberater von Linde an Regalkreuzung und ein Schubmaststapler mit Bluespot kreuzt den weg.

An vielen innerbetrieblichen Transportunfällen sind Gabelstapler und Hubwagen beteiligt. Rein fahrzeugseitige Sicherheitslösungen konnten die Unfallzahlen bisher nicht senken. Auf dem Deutschen Materialfluss-Kongress des VDI-Wissensforums erläuterten Experten von Linde und Comnovo ihren alternativen Ansatz: Durch Vernetzung mit der Umgebung erkennen Flurförderzeuge Gefahren bereits, bevor sie entstehen.

Seit Jahren nimmt die Zahl schwerer Arbeitsunfälle ab, doch bei der Arbeit mit Flurförderzeugen ist diese Tendenz nicht erkennbar. Im Gegenteil: Für 2014 ermittelte die Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung (DGUV) 31.064 innerbetriebliche Unfälle, an denen Stapler und Hubwagen beteiligt waren. 2016 waren es 33.868.

In 65 Prozent der Fälle stoßen Stapler mit Regalen zusammen, streifen Wegbegrenzungen oder fahren Mitarbeiter an. Mehr als die Hälfte aller Unfälle tragen sich hinter dem stehenden Fahrzeug zu. 55 Prozent aller Kollisionsunfälle passieren beim Rückwärtsfahren.

Assistenzsysteme können Leben retten

Wer den Intralogistik-Alltag kennt, versteht solche Zahlen. Wachsende Warenströme verlangen von Betrieben immer komplexere Abläufe, die das Unfallrisiko konstant hoch halten. Deshalb sollen Assistenzsysteme helfen, Unfälle zu vermeiden.

Bei Kippunfällen etwa greifen Rückhaltesysteme ein. Oder Fahrerassistenten stabilisieren den Stapler so, dass er nicht kippt oder kollidiert. Diese Helfer haben viele Leben gerettet, greifen aber erst ein, wenn die Gefahr schon im Verzug ist.

Eine Alternative stellten Dr.-Ing. Andreas Lewandowski, Geschäftsführer des Start-ups Comnovo, und Alexandra Mertel von Linde Material Handling auf dem 27. Deutschen Materialfluss-Kongress in Garching bei München vor. Comnovo ist seit 2017 ein Tochterunternehmen von Linde Material Handling und bietet Sicherheitsassistenzsysteme für Industriefahrzeuge an.

Der Linde Safety Guard hilft Unfälle zu erkennen, bevor sie entstehen.
Frau Mertel während eines Vortrags.
Wir haben nach Lösungen gesucht, die alle Beteiligten und Komponenten in der Intralogistik schützen.

Alexandra Mertel, Process Management Linde robotics bei Linde Material Handling

Mit der Umgebung vernetzen

Das bietet der Linde Safety Scan

  • Ganzheitliche Analyse aller Arbeitsabläufe vor Ort
  • Identifikation potenzieller Gefahrenstellen
  • Konkrete Maßnahmenempfehlungen zur Risiko-Minimierung
  • Auswertung des Erfolgs der umgesetzten Maßnahmen
  • Unterstützung bei der Implementierung und Weiterentwicklung der Maßnahmen

Das Sicherheitskonzept von Linde vernetzt das Flurförderzeug mit der Umgebung. So kann es gefährliche Situationen erkennen, bevor sie auftreten. Das bewahrt nicht nur das Fahrzeug vor Schäden, sondern auch die Umgebung. „Wir haben nach Lösungen gesucht, die alle Beteiligten und Komponenten in der Intralogistik schützen“, erklärte Alexandra Mertel.

Aus diesem Ziel entstanden zwei Ansätze. Der erste ist der Linde Safety Scan, für den Linde-Berater Gefahrenquellen direkt auf dem Werksgelände des Kunden analysieren. Sie identifizieren Gefahrenstellen und geben Empfehlungen für mehr Sicherheit. Diese Empfehlungen beziehen sich zugleich auf organisatorische und technische Aspekte wie etwa Fußwegmarkierung, Warnwesten oder Assistenzsysteme.

Vorausschauendes Assistenzsystem

Doch die Gefahrenstellen zu kennen, ist nur der erste Schritt. Für seine vernetzte Sicherheitslösung hat Comnovo typische Gefahren in der Intralogistik in vier Kategorien geclustert: Kollisionen zwischen Fahrzeug und Fußgänger, zwischen Fahrzeug und Fahrzeug und zwischen Fahrzeug und Infrastruktur. Hinzu kommt überhöhte Geschwindigkeit in Gefahrenzonen.

Häufig entstehen Gefahren bei der Zusammenarbeit von Staplern und Personen, da sich Fahrt- und Laufwege nicht immer trennen lassen. In historisch gewachsen Intralogistikhallen gibt es zudem viele schlecht einsehbare Stellen.

Kritisch sind auch die Ein- und Ausfahrten von Hallen. Oft führt ein Hauptverkehrsweg direkt dahinter vorbei. Flurförderzeuge treffen dort oft auf Personen, die vorher nicht zu sehen waren. Solchen Szenarios begegnen Linde und Comnovo mit ihrem Assistenzsystem Linde Safety Guard.

Andreas Lewandowski während eines Vortrags.
Mit unserer Technik konnten wir bei vielen Kunden vorhandene Probleme lösen. Deshalb haben wir mittlerweile fast hundert Standorte mit dem Safety Guard ausgerüstet.

Dr.-Ing. Andreas Lewandowski, Gründer und Geschäftsführer, Comnovo GmbH

Der Stapler kommuniziert mit seiner Umgebung

Der Linde Safety Guard basiert auf der Logik des Frühwarnsystems: Per Funk kommuniziert der Stapler mit der Umgebung und sieht Gefahren vorher, bevor sie entstehen. Im Flurförderzeug befindet sich eine Fahrzeugeinheit, die zugleich Sender und Empfänger ist. Sie umgibt das Fahrzeug mit einer Sicherheitszone und erkennt Sender an Personen und Objekten. Wird ein Mindestabstand unterschritten, alarmiert das System alle Beteiligten durch akustische und optische Signale.

Auf dem Display sieht der Fahrer, ob sich der Träger einer Personeneinheit vor oder hinter ihm, rechts oder links von ihm befindet. Mit stationären Warneinheiten beispielweise an Ausgängen von Aufenthaltsräumen können Personen gewarnt werden, wenn sich hinter der Tür ein Fahrzeug nähert. Zusätzlich können anwenderspezifische Zonen definieren, in denen Fahrzeuge langsam fahren sollen.

Einfach nachrüstbar

Der Linde Safety Guard ist so aufgebaut, dass der Anwender einen beliebigen Stapler mit einer Einheit versieht und anschließend je nach Bedarf weitere Stapler, Personen oder ganze Bereiche in Schutzzonen verwandelt, die das näher kommende Fahrzeug warnen. Die Größe aller Schutzzonen ist frei konfigurierbar, ebenso wie die Reaktionszeit der einzelnen Einheiten.

Da der Linde Safety Guard aus Einzelkomponenten besteht, ist er derzeit an allen Gegengewichtsstaplern nachrüstbar. „Es bringt ja nichts, wenn nur die Neufahrzeuge über dieses Assistenzsystem verfügen. Die Nachrüstung ist wirklich sehr leicht machbar“, verspricht Mertel.