Die richtigen Gabelstapler Reifen für den jeweiligen Einsatz
Gabelstapler sind vielseitig. Sie werden im Innen- oder Außenbereich für den Transport unterschiedlichster Waren und Ladungen eingesetzt. Stapler müssen auch bei voller Beladung den Kontakt mit dem Boden sicher behalten, auch bei schnellen Lenkbewegungen oder in engen Kurven. Aufgrund der variierenden Anforderungen und Einsatzmöglichkeiten kommt der Auswahl der richtigen Gabelstapler Reifen eine große Bedeutung zu.
Die Qualität der Bereifung hat einen erheblichen Einfluss auf die Leistung und Arbeitssicherheit des Staplers. Die Reifen müssen den Stapler in jeder Situation – also auch etwa bei Kurvenfahrten mit Last – stabilisieren und so einen sicheren Bodenkontakt gewährleisten. Schlechte Reifen lassen den Stapler in einer Kurve nicht gleich umkippen, doch sie erfordern ein stärkeres Einwirken des Fahrers und eine geringere Fahrgeschwindigkeit. Und auch bei Fahrten auf gerader Strecke machen sie einen Unterschied, denn Reifen mit einer hohen Stabilität vermitteln dem Fahrer mehr Sicherheit und Kontrolle über sein Gerät. Und das sorgt letztendlich dafür, dass in einer Schicht mehr Paletten transportiert werden können und weniger Unfälle oder Beinahe-Unfälle geschehen.
Die Bereifung eines Flurförderzeugs trägt maßgeblich zur Leistung und zur Arbeitssicherheit bei. Daher sind bei der Wahl der Stapler-Reifen verschiedene Faktoren zu berücksichtigen.
Am wichtigsten sind die Einsatz- und Umgebungsbedingungen, beispielsweise die Tragkraft des Staplers, erforderliche Dämpfungseigenschaften entsprechend der Fahrbahnbeschaffenheit, maximale Reifenabmessungen oder die zulässige Bodenbelastung. Wichtige Fragen vor dem Kauf sind:
- Wie hoch ist das Eigengewicht des Gabelstaplers, wie hoch die Aufnahmelast?
- Wie stark sollen die Reifen dämpfen und federn?
- Auf welchen Untergründen kommt der Gabelstapler zum Einsatz?
- Wie hoch ist die maximal zulässige Bodenbelastung?
- Müssen die Reifen besonders schnittfest sein?
- Wie groß dürfen die maximalen Reifenabmessungen sein?
- In welchem Temperaturbereich soll der Stapler einsetzbar sein?
- Müssen die Reifen beständig gegenüber Chemikalien sein?
Bei Staplern, die im Außenbereich eingesetzt werden, wählt man in der Regel Luftreifen mit groben Profilen, die eine optimale Traktion und Federung bieten. Dieselbetriebe Stapler mit Höchstgeschwindigkeiten von mehr als 25 km/h müssen sogar mit Luftreifen ausgestattet werden, da Vollgummireifen für höhere Geschwindigkeiten nicht geeignet sind und sich bereits nach kurzer schneller Fahrt gefährlich erwärmen.
Wenn Stapler vorzugsweise im Innenbereich und auf glatten Böden betrieben werden, eignen sich Super-Elastik-Reifen oder Vollgummireifen. Diese sind im Vergleich zu Luftreifen deutlich langlebiger und widerstandsfähiger.
UNTERSCHIEDLICHE REIFENTYPEN
Für Gabelstapler werden besondere Reifen verwendet, da anders als bei Pkw oder Lkw keine dämpfenden Federelemente wie Federbeine oder Stoßdämpfer eingebaut werden, welche die Standsicherheit beeinträchtigen würden. Eine Federung erfolgt hier nur über die Reifenausschäumung und den Fahrersitz.
Gabelstapler Reifen werden aus Polymeren, also Kunststoffen aus großen Molekülketten, hergestellt. Es wird zwischen Thermoplasten mit langen, nicht vernetzten Kunststoffketten und Elastomeren mit weitmaschigen Vernetzungen unterschieden. Die Werkstoffe haben einen großen Einfluss auf die Reifen, denn sie reagieren unterschiedlich auf Druck oder Temperatur.
Der Großteil aller Reifen wird aus Elastomeren hergestellt, zu denen unter anderem Naturgummi, künstlich hergestelltes Gummi oder als besonders elastisches Material Polyurethangummi gezählt wird. Diese sind fest und gleichzeitig elastisch, werden also auch bei großen Kräften nicht auf Dauer verformt, sondern kehren in ihre ursprüngliche Form zurück.
Thermoplaste werden nur für kleine Reifen und Rollen verwendet, da sie nicht sehr elastisch sind und wenig federn. Sie bieten jedoch geringe Herstellungskosten, da sie press- und gießbar sind.
LUFTREIFEN
Luftreifen bestehen aus Gummi und werden mit Luft gefüllt. Aufgrund dieser Füllung bieten sie gute Federungseigenschaften und haben eine niedrige Bodenpressung. Luftreifen bieten also einen hohen Fahrkomfort, auch auf eher unebenen Fahrbahnen. Der Nachteil von Luftreifen ist der recht hohe Wartungsaufwand, da der Reifendruck durchgehend überwacht werden muss. Außerdem sind die Reifen anfällig für Beschädigungen durch spitze Gegenstände.
Luftreifen für Stapler sind in zwei Ausführungen erhältlich. Radialreifen ähneln vom Aufbau her der Bereifung von Pkw oder Lkw: Stahlseile verlaufen als Festigkeitsträger parallel zur Lauffläche, die Reifen stehen rechtwinklig zur Armierung. Damit haben sie eine größere Auflagefläche als Diagonalreifen, weisen jedoch auch eine geringere Standsicherheit auf, besonders bei der Seitenstabilität.
Bei Diagonalreifen verlaufen die Stahleinlagen in einem Winkel von 45° über den Reifen, sowohl nach rechts als auch nach links. Dadurch erhöhen sich Standsicherheit und Seitenstabilität. Diagonalreifen sind damit auch geeignet, um hängende Lasten zu transportieren, und haben keine Einschränkungen, was die maximale Hubhöhe unter Last betrifft. Radialreifen erreichen nicht die Stabilität der Diagonalreifen, dafür besitzen sie andere Vorteile: einen geringeren Rollwiderstand und einen höheren Fahrkomfort. Da mit diesen Reifen eine Geschwindigkeit von bis zu 50 km/h erreicht werden kann, sind Radialreifen besonders geeignet für Transporte über längere Strecken, zum Beispiel im Hafengelände oder an Flughäfen.
Vorteile Luftreifen
- aufgrund unterschiedlicher Ausführungen sehr flexibel nutzbar
- beste Federungseigenschaften
- optimal für unebene Fahrbahnen und im Außenbereich
- gute Traktionswerte
- hohe Laufleistung
VOLLREIFEN
Bei diesen Reifentypen gibt es im Gegensatz zu den Luftreifen keine luftgefüllte Kammer. Je nach Einsatzbereich gibt es verschiedene Ausführungen:
Super-Elastik-Reifen, auch SE-Reifen genannt, sind Vollreifen in einem mehrschichtigen Aufbau unterschiedlicher Gummi- oder Polymermaterialien. Sie bieten aufgrund der Elastizität der verschiedenen Schichten einen recht hohen Fahrkomfort, erreichen jedoch nicht die Federungskraft der Luftreifen. Der Vorteil dieser Reifen liegt in der Pannensicherheit, denn sie sind sehr schnittfest und können nicht platzen. SE-Reifen sind geringfügig härter als Luftreifen, aber wesentlich weicher als Vollgummireifen. Die beim Fahren über Unebenheiten erzeugten Stöße und Schwingungen können durch Super-Elastik-Reifen zumindest abgeschwächt werden.
Super-Elastik-Reifen haben die gleichen Abmessungen wie vergleichbare Luftreifen und benötigen auch dieselben Felgen.
Vorteile Super-Elastik-Reifen
- pannensicher und robust
- Dämpfung von Stößen und Schwingungen
- hohe Tragfähigkeit
- geringer Verschleiß
- hohe Laufleistung
Polyurethanreifen sind eine Sonderform dieser SE-Reifen. PU-Reifen sind mit einem feinporigen, flexiblen Polyurethanschaum gefüllt. Dieser bietet sehr gute Dämpfungseigenschaften, die fast denen von Luftreifen entsprechen, so dass Stöße und Schwingungen sehr gut ausgeglichen werden. PU-Reifen sind pannensicher und wartungsfrei und haben noch den besonderen Vorteil, dass die Reifen keine Spuren auf der Fahrbahn hinterlassen.
Vorteile Polyurethanreifen
- hoher Fahrkomfort durch hohe Dämpfung
- pannensicher und wartungsfrei
- erheblich leichter als andere Vollreifen
- PU-Reifen hinterlassen keine Spuren auf der Fahrbahn
- besonders widerstandsfähig gegen Öl, Fett und Treibstoffe
- hohe Abriebfestigkeit
- geringe Temperaturempfindlichkeit (dauerhaft einsetzbar bei -20 °C bis +80 °C, kurzeitig bei ‑40 °C bis +100 °C)
- lange Lebensdauer
VOLLGUMMIREIFEN
Vollgummireifen bestehen aus einer durchgehenden, massiven Gummilauffläche, die direkt auf der Felge fixiert ist. Im Gegensatz zu Luftreifen sind sie ohne Schlauch ausgeführt. Hierdurch und aufgrund der Tatsache, dass sie ohne Profil mit einer glatten Gummifläche gefertigt werden, sind sie besonders robust und langlebig. Die Vorteile des Vollgummireifens sind Pannensicherheit und eine hohe Tragfähigkeit. Außerdem sorgt die Profillosigkeit dafür, dass weniger Fremdkörper durch den Reifen aufgenommen werden können. Die Nachteile sind die geringe Federung und die dadurch höhere Beanspruchung von Fahrzeug, Fahrer, Last und Boden. Daher werden sie bevorzugt in Hallen mit sehr ebenen Untergründen eingesetzt.
Aufgrund der dicken Gummischicht können die Reifen einem hohen Gewicht standhalten. Dieser Reifentyp ermöglicht Geschwindigkeiten von bis zu 20 km/h.
Vorteile Vollgummireifen
- pannensicher und nahezu wartungsfrei
- hohe Tragfähigkeit
- hohe Laufleistung
- geringer Verschleiß
- große Hubhöhe
- höhere Kipp-/Seitenstabilität
- halten sehr hohen Belastungen Stand
- geeignet auch für ungünstige Bodenverhältnisse (nass, schmierig)
MISCHBEREIFUNG
Bei einem Stapler kann die Verwendung von Luft- und SE-Reifen vorteilhaft kombiniert werden. Wenn etwa die Vorderachse mit Superelastikreifen und die Hinterachse mit Luftreifen bestückt wird, können beide Reifentypen ihre jeweiligen Vorzüge optimal ausspielen: Die Stellung des Hubmastes bleibt auch unter Volllast weitgehend senkrecht im Lot, während Lenkbewegungen über die Luftreifen optimal übertragen werden.
REGELMÄSSIGE KONTROLLE DER REIFEN
Stapler Reifen sollten regelmäßig überprüft und bei Verschleiß ausgetauscht werden. Die größte Gefahrenquelle für Staplerreifen ist Überhitzung, daher sollten Fahrer den Reifen nach etwa zwei Kilometern gefahrener Strecke 15 Minuten Pause gönnen. Mit dieser Maßnahme lässt sich die Lebensdauer der Reifen deutlich erhöhen, das spart Kosten und verbessert die Produktivität.
Bei einer Staplerinspektion werden alle Baugruppen des Flurförderzeugs sorgfältig überprüft. Diese Kontrollen finden jedoch in größeren Zeitabständen statt und können einen Verschleiß an luftgefüllten, Polyurethan- oder Vollgummireifen der Stapler mitunter nicht rechtzeitig feststellen: Platzende Reifen, wenig Grip oder eine ungleiche Lastverteilung führen so zu Gefahrensituationen für Fahrzeug und Fahrer.
Um die Fahrsicherheit von Staplern jeder Art und Größe zu gewährleisten, ist eine tägliche Abfahrtskontrolle unerlässlich. Neben einer regelmäßigen Wartung der Stapler, die sowohl eine Sicht- als auch Funktionsprüfung beinhaltet, kann mit der Abfahrtskontrolle vor allem das korrekte Fahrverhalten schnell und einfach überprüft werden.
- Sind die Laufflächen ungleichmäßig abgenutzt? Hier sollten die Lastenverteilung und weitere Staplereinstellungen kontrolliert werden.
- Ist der Kraftstoff- bzw. Energieverbrauch der Stapler höher als sonst? Abgenutzte Reifen- oder Laufflächenprofile könnten hierfür die Ursache sein.
- Luftgefüllte Reifen müssen vorschriftsmäßig eine bestimmte Profiltiefe aufweisen.
- Sägezahnartige oder ausgefranste Kanten und Profile der Reifen können auf eine ungünstige Lastverteilung oder eine schlecht eingestellte Spur hinweisen.
Bei jeder Abfahrtskontrolle zeigt ein Blick auf luftgefüllte Staplerreifen, ob der Reifendruck im vorgeschriebenen Bereich liegt. Das kann mithilfe eines Luftdruck-Messgeräts problemlos und schnell festgestellt werden: Ist der Reifendruck des Staplers zu niedrig, kann das die Bodenhaftung (Grip) negativ beeinflussen. Besonders beim Transport von schweren Lasten ist das hochgefährlich, da der Stapler bei Kurvenfahrten wegrutschen oder sich der Bremsweg verlängern kann.
Neben den Sicherheitsaspekten ist ein optimaler Reifendruck von Staplern jeder Art und Größe aber auch aus ökonomischer Sicht sinnvoll: Flurförderzeuge mit korrektem Reifendruck benötigen weniger Treibstoff bzw. elektrische Antriebsenergie.
Werden die Stapler in Kühlräumen oder in der industriellen Fertigung eingesetzt, können die Untergrundbedingungen ungünstiger sein. Frost, Staub, Schmutz oder Feuchtigkeit schlagen sich auf der Fahrbahn nieder und vermindern die Bodenhaftung der Flurförderzeuge. Hier ist eine regelmäßige Kontrolle der Laufflächen an den Stapler-Reifen wichtig. Und schließlich müssen die Reifen auch in die Jahresinspektion eingeschlossen werden, die nicht nur sinnvoll, sondern auch gesetzlich vorgeschrieben ist.